Child-friendly Hotel Concepts
An interview with Christian Angenvoort about child-friendly hotel concepts.
The following interview by Friederike Mechler appeared in the Mai/Juni 2025 edition of the trade journal hotelbau and was reproduced here with kind permission.



Bei der Entwicklung großer Hotelprojekte bleiben gerade die kleinen Gäste schnell mal außen vor. Am Ende sind weder Zeit noch Geld übrig und so wandern Kids-Clubs im Nachgang in ungenutzte Bereiche. Als Profigestalter der Familienerlebnisse im Hotelbetrieb hat Christian Angenvoort für jede Situation und jeden Bereich passende Ideen – hegt jedoch den Wunsch, gleich zu Beginn der Planungen miteinbezogen zu werden.
Herr Angenvoort, wie kamen Sie zu Ihrer heutigen Tätigkeit?
Nach einem Studium der Medienwissenschaften und Kommunikation in England begann ich meine Karriere in der Marketingabteilung von Warner Bros. Movie World in Bottrop. Dort vertiefte ich mein Fachwissen in Kommunikation, künstlerischen Erlebniswelten, Kulissenbau, Storytelling und der Vermittlung einzigartiger Gästeerlebnisse.
Jahre später in Portugal – ich habe 25 Jahre in Lissabon gelebt und gearbeitet – durfte ich für den „Badoca Safari Park“ den ersten individuellen Spielplatz „The Big 5“ zu den gefährdeten Wildtieren Afrikas mit großen Skulpturen aus Holz entwerfen. Das begeisterte einen Investor von Hilton, der den Park mit seiner Familie besuchte. Er lud mich ein, auf 3.000 Quadratmetern einen Abenteuerspielplatz für das Hilton Vilamoura an der Algarve zu entwickeln. So war die Geschäftsidee mit der Spezialisierung auf Hotels geboren – frei nach dem Motto: „Voller Spiel(be)trieb voraus!“
Was haben Sie sich zur Aufgabe gemacht?
Mein Team und ich betrachten das komplette Urlaubserlebnis, also das gesamte Resort, mit seinen individuellen Stärken und die Einzigartigkeit der jeweiligen Region. Unsere Vision ist es, den Aufenthalt für Familien mit Kindern in Hotels besser und sicherer zu machen, bestehende Einrichtungen zu optimieren oder ungenutzte Flächen flexibler zu nutzen, dabei das Gästeerlebnis zu erhöhen und dem Betreiber mehr Umsatz aufzuzeigen.
Die wenigsten Betriebe haben einzigartige Kids- Clubs. Dabei kann man sich damit differenzieren. Zudem haben wir ein System entwickelt, wie man mit unseren Projekten nachvollziehbar die Average Daily Rate (ADR) und die Zimmerauslastung steigern kann.
Doch wir nehmen auch kleine, aber feine Optimierungen bestehender Bereiche vor. In Europa bieten wir von Brainstorming, Konzept- und Designentwicklung über Architektur, FF&E, Project- & Risk-Management bis zur TÜV-Abnahme alles an.
Besonders wichtig ist uns die Sicherheit von Kindern. Bei Besuchen vor Ort finden wir regelmäßig deutliche Sicherheitsmängel in Fünf-Sterne-Hotels. Unfälle, die sich hätten vermeiden lassen, können neben Verletzungen auch einen großen Imageschaden verursachen.
Welche Bereiche gibt es in einem Familienhotel und wie verwandeln Sie diese in eine Spiel- und Erlebniswelt?
Im Prinzip sind alle Bereiche relevant. Von der Buchungsbestätigung zur Ankunft in der Lobby über den Aufenthalt bis zur Verabschiedung, der Rückreise und dem Erinnerungsfoto an einen einmaligen Familienurlaub.
Jedes unserer Konzepte ist daher eine komplette Inszenierung – mit einer Dramaturgie, die die Geschichte, die Kulissen, die Akteure, Requisiten und alle Details genau aufeinander abstimmt.
Nur so ergibt sich ein ganzheitliches Erlebnis, das die Erwartungen der Kinder erfüllt und an das sie sich noch lange erinnern. Für uns gehören in diesem Zusammenhang übrigens auch die Sanitäranlagen dazu.
Was trendet gerade besonders bei den kleinen Gästen?
In Deutschland sind gerade klassische Spielkarten angesagt. Das fördert die Kommunikation innerhalb der Familie und steigert das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Beliebt ist auch die „digitale Schatzsuche“. Gemeinsam mit einem Partnerunternehmen verbinden wir hier die „Schnitzeljagd“ per App mit einer physischen Karte aus Papier oder einer Spielbox. Das ermöglicht die Integration der Marke und liefert spannende Inhalte, die es in der jeweiligen Gegend, ihrer Natur oder Kultur gemeinsam zu entdecken gibt.
Was erwarten die Eltern von Ihren Konzepten?
Eltern wünschen sich weniger „Screentime“ und wieder mehr gemeinsame Stunden. Der Jahresurlaub ist die wichtigste Zeit für die Familie. Daher ist ein gutes Gelingen maßgebend. Die Kinder entscheiden, wo die Reise hingeht, die Mutter plant, der Vater fährt und die Großeltern bezahlen. Wir haben keine Fakten hierzu, hören es aber oft.
Was wünschen Ihre Auftraggeber – die Gestaltung einzelner Areas oder Gesamtkonzepte?
In der Mehrheit sind ganzheitliche Konzepte gefragt. Im Großen und Ganzen werden Kinder noch immer vernachlässigt, dabei besteht hier so großes Potenzial. Man sieht es an den erfolgreichen Familienhotels in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich.
Schon im Vorfeld bei Projektbeginn mitplanen zu können, wäre mein Wunsch. Regelmäßig werden wir zu spät ins Boot geholt, wenn wenig Zeit, Budget und geeignete Flächen übrig sind.
Wie lässt sich ein typischer Entwicklungsprozess beschreiben?
Wir beginnen mit einem mehrtägigen Besuch. So bekommt man den besten Überblick über das Projekt, den Kunden, das Potenzial und das Gebiet. Anschließend erfolgen ein Brainstorming mit dem Team und die Recherche.
Auf dieser Basis entsteht dann das Thema des Designkonzepts, das wir nach einem erneuten Vor-Ort Termin in ersten Skizzen ausarbeiten. Daraufhin geht es an Grundriss, Ansichten und Renderings.
Wir unterstützen Kunden bei Ausstattung, Projektmanagement, Einkauf, Art-Direction, Risk-Management und Mitarbeitertraining. Dazu erstellen wir Handbücher für die Wartung und den operativen Betrieb.
Welche Elemente dürfen in keinem Ihrer Entwürfe fehlen?
Nachhaltigkeit ist uns wichtig, immer unter Nutzung der regionalen Natur und Kultur – und stets eine Prise Montessori.
Wir verfolgen generell pädagogische Ziele, erarbeiten diese mit unserem interdisziplinären Team und einer erfahrenen Kindergärtnerin, adaptieren sie individuell an die Region, integrieren die Empfehlungen verschiedener Organisationen, wie UN-SDGs, UNESCO School Network, und geben final einen Hauch Erlebnis dazu.
Zudem achten wir auf Räume, die man, soweit möglich, je nach Saison, Kapazität und Altersgruppe flexibel gestalten und anpassen kann, berücksichtigen aber auch die Integration der Kinder der Umgebung.
Beim Hilton Vilamoura zum Beispiel wird in der Nebensaison der Abenteuerspielplatz für lokale Geburtstagsfeiern genutzt. Das funktioniert gut, um die laufenden Kosten zu decken.
Welche Materialien wählen Sie?
Wir verwenden überwiegend nachhaltige Materialien und arbeiten mit Betrieben und Handwerkern in der Nähe, um die Wirtschaft vor Ort so gut es geht zu integrieren und kurze Wege zu haben – auch im Hinblick auf den operativen Betrieb und die Wartung.
Neben dem übergeordneten Design des Hotels folgen wir in Haptik und Optik den Formen und Farben, die wir für Kinder geeignet und sicher halten. So kommen häufig Kork für den Bodenbelag, Tapeten mit natürlichen Gräsern und Blumen für die Wände sowie unsere eigene Farbtabelle nach Pantone, die wir nach Altersgruppen definiert haben, zum Einsatz.
An welchem Projekt arbeiten Sie derzeit?
An „The Snow” – für das aktuell im Umbau befindliche Four Seasons Park Gstaad in der Schweiz. Aufgrund der Lage inmitten der Berge haben wir ein Kids-Club-Konzept entwickelt. Die Familienaktivitäten basieren teilweise auf den UN-Nachhaltigkeitszielen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Natur- und Artenschutz in der Region.